So lobte etwa die "Zeit" im März 1983: "Pausewang wagt es, keine Konzessionen an die ängstlich propagierte beschränkte Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit junger Leser zu machen.
Florian Illies, der Autor des gleichnamigen Buches, hatte in seiner Grundschule im hessischen Schlitz übrigens Gudrun Pausewang als Lehrerin. "Ich sitze in meinem Dreck", sagte er. Im teilweise zerstörten Schewenborn löst sich bald die Ordnung völlig auf, die Nahrungsmittel werden knapp und es kommt zu Plünderungen mit Mord und Totschlag, vor allem nachdem deutlich wird, dass keine Hilfe von außen zu erwarten ist: Berichte von umherziehenden Überlebenden lassen erkennen, dass nicht nur Fulda, sondern offenbar auch viele andere Städte durch Atombomben zerstört wurden.
"Kritische Stimmen, ob so etwas Heranwachsenden zuzumuten sei, wurden schnell weggewischt: Die Welt ist grausam, und das müssen wir auch unseren Kindern vermitteln, damit sie sich dagegen engagieren, hieß es.
Mein Vater fing an zu singen, und wir sangen mit.
"Fertig", sagte er. Und so wurde am Ende doch noch etwas aus der Generation, die mit den Schreckensromanen über Umweltzerstörung und Atomkrieg eingeschüchtert worden war: Nämlich die unpolitische, hedonistische "Generation Golf". Ein Vorwurf, den man Pausewang beileibe nicht machen konnte: Vier Jahre nach den "Letzten Kindern von Schewenborn" schrieb sie einen neuen Schocker-Roman über die atomare Katastrophe, diesmal nicht ausgelöst durch Bomben, sondern durch ein Reaktorunglück: "Die Wolke". Die Kinder von Windermere (OF) In der englischen Originalfassung: Packender Film nach einer wahren Geschichte über 300 Kinder, die den Holocaust überlebt haben und 1945 nach England gebracht werden. 1983 geschrieben, zur heißesten Zeit des Kalten Krieges. Wieder wurde den Schülern drastisch gezeigt: Wenn es darauf ankommt, ist sich jeder selbst der Nächste. "Wieder passte Pausewangs Horrorszenario perfekt in den Zeitgeist, nur dass es diesmal nicht den Kalten Krieg, sondern die allgegenwärtigen Umwelt-Schreckensmeldungen der achtziger Jahre aufgriff. Bitte!"
Roland ist am Schluss des Romans 17 Jahre alt und unterrichtet die Kinder des Orts in einer Schule, die er und sein Vater aufgebaut haben. In "Der gelbe Vogel" erzählte US-Autor Myron Levoy vom jüdischen Mädchen Naomi, das mitansehen muss, wie ihr Vater von den Nazis erschlagen wird, und das schwer traumatisiert in der Psychiatrie landet. Die Mutter stirbt bei der Geburt und bei Tageslicht müssen Roland und sein Vater feststellen, dass das Baby schwere Missbildungen durch die Verstrahlung aufweist. "In den Stadtbibliotheken standen bald Regale voll pädagogisch wertvoller Horrortrips.
Dennoch - oder gerade deshalb - wurden sie in vielen Schulen zur Pflichtlektüre. Ihr Thema gibt ihr Recht. B. Sachsen-Anhalt oder Nordrhein-Westfalen gehört es zum Unterrichtsstoff der achten Klasse. Auch die Ordnung unter den Überlebenden ist wenigstens einigermaßen zurückgekehrt, Schewenborn hat sogar wieder einen Bürgermeister und die Bewohner versuchen, sich so gut es geht gegenseitig zu helfen. Der Roman lässt sich als Buch „zur Warnung und zum Wachrütteln“ einordnen. "Auch die Autorin selbst wies ihre Kritiker zurecht: "Gerade jene Eltern, die ihre Töchter und Söhne vor einer solchen Lektüre bewahren wollen, sind meistens diejenigen, die mit meinem Buch nicht fertigwerden, weil sie die Rüstungsproblematik bisher verdrängt haben." Da pendelte Andreas noch.Dies ist keine Szene aus einem Horrorfilm, sondern die Schilderung aus einem der bekanntesten Jugendbücher Deutschlands: "Die letzten Kinder von Schewenborn". Pausewang äußerte bei der Veröffentlichung, „hinterher solle niemand sagen können, wir hätten es nicht gewusst“. Aber wo liegt Schewenborn, oder gibt es die Stadt überhaupt noch?? Offenbar existiert keinerlei staatliche Ordnung mehr, da weder Hilfsmaßnahmen stattfinden noch Polizei oder Militär zu sehen sind. Mit Rolands Vermutung, dass die kranken und verstörten Kinder seiner Schulklasse wohl „die letzten Kinder von Schewenborn“ seien, endet das Buch. Auch darin, so wirkte es, sollten sich die Schüler gefälligst möglichst detailreich mit Furcht und Elend auseinandersetzen: Von "achtzehntausend Toten" ist im Buch die Rede, "und jeden Tag werden es mehr". . Und es heißt, sie hätten sowieso keine Überlebenschance gehabt. Er griff wieder nach der Schlinge. Es war ein Julitag, wie man ihn sich nur wünschen kann. ? Sie wären langsam und qualvoll verreckt. Unvergesslich blieb den meisten Kindern, denen das Buch damals von pazifistischen Lehrern oder Eltern aufgenötigt worden war, vor allem die Szene, in der Rolands kleine Schwester geboren wird.
Meine Mutter übernahm die zweite Stimme. Denn ich musste jemanden überleben lassen können, der noch in der Lage ist, darüber zu berichten. Es war ein Julitag, wie man ihn sich nur wünschen kann. Erzählung.
William S. Burroughs: Der Roman begeisterte in den achtziger Jahren Deutschlehrer der ganzen Bundesrepublik - und bescherte Tausenden Schülern Alpträume. Ein Auszug aus "DIE LETZTEN KINDER VON SCHEWENBORN" von Gudrun Pausewang: Wir fuhren auf der Kasseler Autobahn bis Alsfeld, dann bogen wir in den Vogelsberg ab. Oder halfen diese Bücher nicht eher der Elterngeneration, ihre eigenen Alpträume und den Schrecken über ihre bisher gemachten Fehler zu verarbeiten - auf Kosten ihrer Kinder?Immerhin: Irgendwann wurden diese Kinder groß, und irgendwie schafften sie es, ihre erzieherisch verordnete Traumatisierung zu überwinden. Ganz Mitteleuropa ist verstrahlt, die Menschen schlagen sich gegenseitig halb tot, um an Lebensmittel zu kommen. Pausewang hingegen entschuldigte sich in ihrem Nachwort sogar noch bei ihren jungen Lesern, nicht drastisch genug geworden zu sein: "Ich habe die Katastrophe und ihre Folgen hier glimpflicher und harmloser geschildert, als sie vermutlich in Wirklichkeit wäre.